Aus dem Tagebuch eines Airline-Managers (2)

Was bisher geschah: Nach einem Tagebuchfund in einer Bar in Nairobi veröffentliche ich hier den zweiten Teil der Auszüge. Damit möchte ich dazu beitragen, Missverständnisse zwischen den anspruchsvollen und ewig unzufriedenen Passagieren und den sich redlich bemühenden Fluglinien aus der Welt zu schaffen.

15. Juni 2011
Bin echt mies gelaunt. Keine Ahnung warum, finde aber, anderen soll es nicht besser gehen. Ab sofort werden die Passagiere was erleben. Werde sie mindestens zwei Stunden vor Abflug antanzen lassen. Das Gate wird aber erst kurz vorher bekanntgegeben. Die werden schwitzen, wenn sie mit ihrem Bordtaschen durch den Airport rennen. Dann lasse ich sie natürlich erst einmal noch mindestens 45 Minuten im Wartesaal schmoren. Die Hälfte der Sitze habe ich schon verkauft, auf dem Boden sitzt es sich auch gut. Super, diese verkniffenen Gesichter zu sehen, wenn sie eigentlich auf die Toilette müssen, sich aber nicht trauen, weil sie Angst haben, das Boarding zu verpassen.

27.12.2011
Die scharfe Schnitte aus dem Aufsichtsrat hat mir gerade gesmst. Der Jahresbonus kommt in voller Höhe. Die Zahlen sind ja auch super. Mehr Umsatz, weniger Kosten. Den haue ich bei ‘nem schönen Urlaub auf den Kopf. Geflogen wird natürlich FirstClass, aber auf keinen Fall bei unserem eigenen Laden. Den nehm‘ ich nicht mal umsonst. Frage mal den Kollegen S. von der Konkurrenz. Dem haben sie gerade den Bonus halbiert. Tja, mein Lieber, Deine Kosten sind zu hoch, sage ich immer. Sagt er, ja, aber wir wollen unseren Kunden eben guten Service bieten, und der kostet eben. Klar, und der Weihnachtsmann wohnt am Nordpol. Armer Irrer. Dabei ist es doch so einfach: Du musst nur den günstigsten Preis bieten, alles andere ist egal. Für ein paar Euro weniger, lassen die Leute alles mit sich machen.

05.01. 2012
Sind gerade zur Airline des Jahres gewählt worden. Irre. Was ein paar Freiflüge für Journalisten und ein bisschen Zahlenzauberei ausmachen. Auch diese Freaks auf den Bewertungsportalen habe ich gut im Griff. Uns selbst loben und die Konkurrenz immer schön fertig machen. Meine 500 arbeitslosen Akademiker schreiben für ein paar Euro wirklich jeden Mist. Muss nur manchmal eingreifen. Jungs, nicht so gelackt, wir sind hier nicht mehr an der Uni. Haut mal ein paar Fehler rein, das muss echt aussehen.