Extrembügeln für Hausmänner

Waschbrettbäuche aufs Surfbrett, alle anderen gehen bitte bügeln. Ich finde, das zurzeit erhältliche Design von Bügelbrettbezügen und den Bügelbrettern selbst reflektiert nur sehr mäßig das Selbstbild des harten Mannes am heißen Eisen. Und das, obwohl es seit mehr als fünfzehn Jahren „Extreme Ironing“ (Extrembügeln) als Sportart gibt. Meine Recherche ergab: Nur ein Hersteller ist wirklich am Puls der Zeit.

Nach Jahren ist der Bezug unseres wunderbaren Bügelbretts kaputt gegangen. Ersetzen ging nicht. In Nairobi gibt es die richtige Größe nicht. Kaufte ein neues Brett. Der miese Bezug war nach einem halben Jahr kaputt. Dann bastelte ich selbst, billiger Ersatzbezug mit untergelegtem Schaumstoff. Der ging nach drei Monaten in Fetzen. Jetzt kommt Besuch und damit die Chance auf einen Qualitätsbügelbrettbezug aus Deutschland. Bestellen muss ich ihn aber selbst. Und das ist gar nicht so leicht.

Das hat zunächst einmal mit den Nutzerrezensionen in Online-Shops zu tun. Früher war bekanntlich alles einfacher. Da hätte ich den Versprechen der Hersteller vertraut. Wenn irgendwo gestanden hätte, bei diesem Bügelbrettbezug handle es sich um eine Universalgröße, die für Bretter von 120-150 Zentimeter Länge gleichermaßen geeignet ist, dann hätte ich das geglaubt. Glauben müssen.

Heute erhält ein solcher Bezug bei Amazon nur dreieinhalb von fünf Sternen. Von dreiundachtzig Rezensenten geben zwölf nur einen Stern, davon die meisten, weil der Bezug nicht passt, obwohl er passen sollte. Wie gesagt: Universalgröße. Unser altes Brett liegt größenmäßig in der Mitte des versprochenen Bereichs. Aber ich habe nur diese eine Chance. So oft kommt kein Besuch. Deshalb: keine Experimente. Weitersuchen.

Endlich finde ich einen passenden Bezug, aber der Hersteller gibt sich auf seiner Webseite so überbetont feminin. Das passt mir nicht, obwohl ich ja gar nicht selbst bügle, sondern jeweils Dienstag, Donnerstag und Freitag bügeln lasse.

Die Suche geht weiter – und weiter – und weiter – und irgendwann packt mich die Faszination Bügelbrett. Ich überlege, welches mir gefallen würde. Unsinnig, weil unser Besuch ja nur einen Bezug im Koffer mitbringen kann und kein ganzes Brett. Sei’s drum.

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Das Tefal TI 1200 lasse ich schnell links liegen. Locker eingestreute Herzchen brauche ich nicht beim Bügeln, auch nicht in Gummibärchenfarben.

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Auch das freundliche Motiv „Möwenschwarm an sonnigem Tag“ (oder sind es weiße Bumerangs?) des Vileda Express Smart+ will ich nicht. Es erinnert mich zu sehr an Hitchcocks „Die Vögel“.

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Das Philips Easy8 mit seiner „einzigartigen Schulterpassform““ zeigt wenigstens eine technische Innovation auf und sieht dabei aus wie ein imperialer Sternenkreuzer aus Star Wars von hinten. Aber seit wann sind die im Schmetterlings-Look lackiert?

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Rowenta weiß mit dem Pro Active TV 6500 schon eher, was Männer wünschen: Neutrale Grautöne, schwarzes Gestell. Preislich ist das eher hohes Niveau, aber das ist im Möbeldesign auch so: je reduzierter, desto teurer. Vielleicht wird ja Ratenzahlung angeboten.

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Hui – das Siemens „Extrem Active Board TN10100N“! Der Terminator unter den Bügelbrettern. Hier ist der Produktmanager in seiner Freizeit vielleicht sogar selbst Extrembügler. Oder wäre es gerne. Orange Rallye-Streifen auf schwarzen Grund, tiefergelegte Parkstation fürs Bügeleisen und eine Kabelführung, die zur Befestigung eines Fuchsschwanzes einlädt. Wir kommen der Sache langsam näher. Frage mich nur: Was genau macht die „An-/Absaug und Gebläsefunktion“? Vielleicht eine Art Turbolader?

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Absolut großartig und damit auch das Brett meiner Träume ist das „Sensixx’x DN17 EditionRosso“ von Bosch. Schon wegen der wirklich extrem taffen Verwendung des Apostrophs hinter dem Sensixx. Hier passt einfach alles. Name super, Ständer und Brett in schwarz, dezente rote Streifen und eine Ablage, die sich ab Tempo 120 vermutlich automatisch hochklappt – für mehr Bodenhaftung.

Auch die Online-Rezensionen bestätigen das. Dabei bekommt es nur eineinhalb von fünf Sternen. Ist das etwa ein Fehlurteil meinerseits? Aber nein.
Eine Rezensentin schreibt: “Das Brett ist zu schwer vor allem für die Frauen die nicht gewöhnt oder nicht dürfen was schweres zu tragen.”
Und ein anderer fügt hinzu: “…am schlimmsten ist dass meine Frau sich ärgert und den Frust an mir rauslässt. (Das kann Bosch nie wieder gut machen)”.

Die Rezensenten haben nur das Konzept nicht verstanden. Das ist ein Männer-Brett, ihr Weicheier! Das muss schwer und unhandlich sein. Wuff! Mein Fazit: Besser geht’s wirklich nicht.

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Zum Abschluss meiner Reise durch die Welt des Bügelns möchte ich noch ein ganz dickes Lob an Leifheit aussprechen. Hier wir schon auf der Homepage deutlich, dass man dort die innige Verbundenheit des Mannes zum Bügeln erkannt hat.

Aber was macht der Gewinnertyp auf dem Bild da? Bedankt er sich enthusiastisch bei seiner Frau oder Freundin – danke Schatz! – , weil sie sein blaues Hemd so gut hingekriegt hat? Oder hat er gerade seinen MBA (Master of Bügeln und Anderer Wäschepflege) auf der Leifheit-Universität mit Summa cum Lauge  bestanden?

Ich weiß es. Tatsächlich hat er sich beim Extreme Ironing am Fuß oder Bein verletzt und nimmt nun, auf sein Siegerbrett gestützt, den ersten Preis entgegen. Und bei der Champagnerdusche wird, dem Anlass entsprechend, eine Magnumflasche „Hoffmanns Bügelleicht“ verspritzt.

PS: Bestellt habe ich nach meiner langen Online-Recherche schließlich einen Bezug in türkis mit weißlich-gelben Blümchen darauf, dazu Spanner, die an Opas Hosenträger erinnern. Der Bezug hatte die perfekte Größe und eine einzige Online-Rezension, die dafür mit fünf Sternen. Damit surfe ich dann in die Masai Mara auf eine Runde Extrembügling unter Löwen.