Früher hieß es, ein Mercedes verfüge über eine eingebaute Vorfahrt. Das mag oder mochte vielleicht für Deutschland gelten, nicht aber für Kenia. Wer hier protzen will, fährt dicke Toyota Landcruiser oder andere essbare Gefährte, denn wie ein Nachbar unlängst in einem überraschenden Anfall von Systemkritik sagte: “You know, these Kenyan politicians, they are eating Range Rovers for breakfast.” Doch alles protzen hilft auch dem dicksten Frühstücksparlamentarier nichts, denn vor der proletarischen Macht des öffentlichen Nahverkehrs sind wir alle gleich. Beim geringsten Anzeichen einer Störung im Verkehrsfluss aktiviert sich beim Matatu, dem hiesigen Personenbeförderungskleinbus (siehe Bild, Marke Eigenbau auf Basis eines Isuzu Pritschenwagens), die eingebaute Busspur. Sie hält sich nicht an Fahrbahnmarkierungen, sondern wird, den Verhältnissen ideal angepasst, spontan verlegt – auf die Rabatte am Straßenrand, die Fußgängerpfade oder auf die Gegenfahrbahn. Die ersten paar Jahre hat mich das noch aufgeregt. Allmählich sehe ich den Vorteil im Vergleich zur europäischen Variante: Diese Busspur verschwindet nach Gebrauch spurlos.