Lieber Michael,
Dein Brief über das Tierleben rund um euer Domizil hat mich schwer beeindruckt: Flughunde! Essbare Ratten!! Schlangen!!! In Moskau sind die Ratten zwar mehr als zahlreich, aber garantiert nicht essbar. Schlangen gibt vor allem an den Rolltreppen in die U-Bahn. Und die Hunde in hier können nicht fliegen. Dafür aber etwas anderes. U-Bahn fahren nämlich.
Du wirst jetzt bestimmt denken, dass es sich um so eine urbane Spinne-in-der-Yuccapalme-Legende handelt. Ich hätte das auch vermutet, wenn ich es nicht mit eigenen Augen gesehen hätte.
Um die Mittagszeit stand ich auf der Rolltreppe, die hinunter zur Station “Tretjakowaskaja” führte. Drei Stufen unter mir stand ein rötlichbrauner etwa kniehoher strubbeliger Hund. Ohne Halsband. Sein rechtes Ohr hing und am linken fehlte ein Stück. Offensichtlich einer der 30.000 Straßenköter der Stadt. Unten angekommen ging er wie ich auf den Bahnsteig in Richtung stadtauswärts. Als der Zug kam, wartete er geduldig neben der Zugtür bis die Leute aus dem Waggon ausgestiegen waren und stellte sich dann drinnen hinten im Waggon in eine Ecke. Außer mir schien sich keiner der zweibeinigen Fahrgäste darüber zu wundern.
Die nächste Station war die “Oktjabrskaja” an der ich umsteigen musste auf die belebteste der Moskauer Metrolinien – die Ringlinie, die alle zehn anderen Metrolinien verbindet.
Auch der Hund stieg aus und ging hinter mir zur Rolltreppe, die nach oben und zum Übergang zur Ringlinie führt. Wir fuhren nach oben, gingen den Tunnel entlang La mano migliore di blackjack e un’apertura di un asso con qualsiasi carta da dieci punti. und nahmen die Rolltreppe hinunter zur Ringlinie.
Inzwischen gab es keinen Zweifel mehr: der Hund hatte denselben Weg wie ich. Ob er wohl auch dasselbe Ziel hatte? Ich musste zum Bahnsteig “Park Kultury” und dort erneut umsteigen auf die rote Linie stadtauswärts, wo ich an der Universität aussteigen wollte, um zur dortigen Markthalle zu gelangen. Unten ging auch der Hund nach rechts und stieg wieder in denselben Zug wie ich. Nur zwei Waggons weiter vorne. Als ich am Park Kultury ausstieg, war in dem Gedränge kein Hund auszumachen, aber unten bei der roten Linie wartete der Hund wieder am Bahnsteig.
Konnte es wohl sein, dass der russische Geheimdienst Ausländer mit Hunden observieren ließ? Und wenn ja, warum sollten die sich dafür interessieren, dass ich unterwegs war, frische Flusskrebse zu kaufen. Weil ich abends mit Igor zum Biertrinken verabredet war und weil in Russland Flusskrebse die obligatorische Mahlzeit zum Bier sind.
Im Zug saß ich diesmal hinten im zweiten Waggon – vorn an der Tür stand der Hund. Er gähnte. Vor mir lagen noch vier Stationen bis zum Ziel und ich ließ meinen Begleiter jetzt nicht aus den Augen. Die These er sei ein Geheimdienstmitarbeiter hatte ich inzwischen fast verworfen. Dazu hätte der Hund in die violette Linie umsteigen müssen, weil die an der Station “Lubjanka” vorbeiführt, wo früher wie heute die Zentrale des russischen Geheimdienstes liegt.
Und dann die Überraschung: an der “Frunsenskaja”, drei Stationen vor mir, stieg der Hund aus. Einfach so. Ich hatte also recht. Er war kein Geheimdienstler. Andererseits: Igor wohnt an der Frunsenskaja.
Die obdachlosen Hunde gehören zum Moskauer Stadtbild. Besonders im kalten Winter suchen die Tiere immer wieder den Weg in die geheizten Metro-Stationen, fahren ein paar Stationen um sich aufzuwärmen und steigen wieder aus. Weil die meisten Russen tierlieb sind, wundert sich auch niemand, dass die schlauesten dieser Hunde U-Bahn fahren. Sie werden von den Behörden und dem Zugpersonal toleriert. Einer dieser Hunde, “Maltschik”, lebte sogar in der Station “Mendelejewskaja” und wurde vom Stationspersonal gefüttert. Vor sechs Jahren kam Maltschik in die Schlagzeilen und in die Abendnachrichten. Ein betrunkener Fahrgast hatte ihn mit einem Küchenmesser abgestochen. In den Medien sprach man tatsächlich vom “Mord an Maltschik.”
Kaum ein Jahr später wurde in genau dieser Metro-Station ein Denkmal für herrenlose Hunde eingeweiht. Anfangs wurden dort sogar regelmäßig Blumen niedergelegt.
Viele Grüße vom Grab des unbekannten Hundes
Markus