Sorry, ihr müsst jetzt noch ein paar Tage Tierberichte lesen. Dieses Mal geht es um ein ganz absonderliches Vieh, das auf Englisch so heißt wie Harry Potters Zauberschule Hogwarts, nur andersherum, nämlich Warthog, das Warzenschwein. Bedeutet das eigentlich, dass die Zauberschule auf Deutsch „Schweinswarze“ heißen müsste? Was hat sich die Rowling denn dabei gedacht? Doch das nur nebenbei.
Wer nach Kenia reist und Tiere sehen will, der erwartet üblicherweise den Auftritt der sogenannten Big Five, die großen Fünf der Tierwelt in Ostafrika, nämlich Büffel, Elefant, Nashorn, Leopard und Löwe. Sie sind ja auch wirklich beeindruckend – so groß, so stark, so schön und schnell. Auf unserer Fahrt durch die Weiten der Masai Mara wurde aber ein anderes Tier einhellig zum König der Herzen ernannt: Das Warzenschwein.
Dabei spricht so vieles dagegen. Es ist klein, hässlich und nicht sonderlich schnell. Doch auch auf der Habenseite kommt auch einiges zusammen. Die lustige Punkfrisur, die grinsenden Hauer (was depressive Kiefernorthopäden nachts wohl träumen?) und der gedrungene Körper auf kurzen Beinchen.
Das alles ist aber nichts gegen den Schwanz des Warzenschweins. Regt es sich über irgendetwas auf, und das kommt eigentlich dauernd vor, schießt er empor wie eine turbogetriebene Autoradioantenne. Dann rennt das kleine Schwein mit einer senkrecht stehenden Antenne am Hintern im Kreis und hofft wahrscheinlich auf Verkehrsnachrichten: „Keine hungrigen Löwen und Leoparden im Bereich der Masai Mara. Wir wünschen allen anderen Tieren einen schönen Tag.“
Unsere Herzen aber brach es nicht durch Äußerlichkeiten, sondern durch seine innere Einstellung. Immer wieder stießen wir auf Warzenschweinmütter, mit mitten im Grasland standen, und kleine Schweinchen fütterten. Büffel, Gnus oder Giraffen sahen wir natürlich auch. Doch ihnen trauten wir zu, sich bei Gefahr irgendwie wehren zu können. Nicht so das Warzenschwein, dachten wir, und fühlten mit ihm und seinen Warzenferkeln.
Unser Fahrer belehrte uns. Warzenschweine seien viel gefährlicher als man denkt. Besonders Warzenschweinmütter seien ganz unglaublich, wenn sie ihre Kleinen verteidigen müssten. Ein angreifender Löwe würde zwar wahrscheinlich am Ende siegen, liefe aber Gefahr, starke und manchmal auch tödliche Verletzungen im Kampf gegen eine wütende Warzenschweinmutter davon zu tragen. Sie geben einfach nicht, sagte der Fahrer.
Tapferes kleines Warzenschwein. Wäre ich von Adel, ich würde es in mein Wappen heben, um mich und vor allem meine Nachkommen auf die rechte Spur zu setzen. Als wir weiterfuhren stand es da, schaute still geradeaus, und die Kleinen tranken sich satt. Die Hinternantenne hing schlapp herunter. Gute Nachrichten für die Schweine. Jedenfalls bis zur Rushhour am nächsten Morgen, wenn die Löwen und Geparden frühstücken gehen.