From Tokyo to Nairobi bzw. andersherum

James Bond weiß immer genau was er will. Er würde nie die Getränkekarte einer Bar lesen, sondern bestellt immer denselben Drink, und das seit Jahrzehnten. Wer nach diesem Motto lebt, dem entgehen möglicherweise die kleinen Entdeckungen, die sich später prima als Blog-Ansichtskarte an die tapfere Wahl-Tokioterin eignen, die sich hier so kräftig am Blog beteiligt. Aber James Bond schreibt auch ja auch kein Blog.

Gestern, nach einem langen Arbeitstag (für mich nur neun Stunden, für E. zwölf), trafen wir uns in einer der Malls, um einen Snack zu nehmen. Die Wahl fiel auf ein japanisches Restaurant, das uns noch nicht von Nairobi-Veteranen empfohlen worden war. Das war ein Fehler. Nicht, dass es wirklich schlecht war, es war nur irgendwie seltsam.

Die erste Seltsamkeit war, dass uns spanischen Gitarrenklänge empfingen. Irgendwo im Hintergrund saß ein Herr mit Rastalocken und klimperte hispanisierend die Unterhaltungsmusik mit, die aus den Lautsprechern rieselte. Vielleicht bin ich wieder mal wertkonservativ, aber wenn ich japanisch Essen gehen, erwarte ich keinen Flamenco. Ich würde im französischen Bistro auch keine bayerische Blaskapelle hören wollen.

Die zweite Seltsamkeit waren die Udon-Nudeln, die ich esse, wenn ich mal keine Lust auf rohen Fisch oder ähnliches habe. In Ghana gab es ein herrliches Restaurant, wo ich dieses Gericht entdeckt hatte. Es handelte sich dort um eine relativ große Schüssel, gefüllt mit Suppe/Brühe in der sehr dicke Nudeln, Gemüse und wahlweise Huhn oder Rind (in kleinen Stücken) schwamm. Extrem lecker, man durfte nur auf gar keinen Fall etwas Helles tragen, weil die Nudeln beim Herausschlürfen wild umherschlenkerten und die Brühe nach alles Seiten abgaben.

Mit dem Geschmack aus der Erinnerung an Ghana auf der Zunge bestellte ich also Udon-Nudeln. Nach zehn Minuten brachte die Bedienung etwas, das aussah wie ein italienisches Pasta-Gericht. In einem tiefen Teller lagen Nudeln, die eher Linguini denn Udon hießen. Von Suppe war keine Spur, das Rind lag (in kleinen Stücken) darunter gemischt auf dem Trockenen und schwamm ganz und gar nicht. Vorteil: Keine Brühe auf Hemd, da nicht vorhanden.

Nun meine Frage an die Tokioterin: Wie haben denn japanische Udon-Nudelgerichte auszusehen? Ach, und wenn sie schon dabei ist, vielleicht kann sie mir noch einen Tipp geben, wie ich beim Nudelnschlürfen den Suppenregen aufs Hemd vermeiden kann.

Als ich mir einen Cocktail aussuchen wollte, stieß ich auf folgenden Drink, den ich sowohl schriftlich als auch flüssig mit meiner Handy-Kammera dokumentierte. Hier also die interkontinentale Ansichtskarte mit dem Drink, den ich sofort bestellt und auch getrunken habe, obwohl er mir nicht schmeckte.


Auf der Getränkekarte.
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Auf dem Tresen.
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