Dass Co-Blogger Markus am Bodensee weilte, unserer ehemaligen gemeinsamen Heimat, weckte Erinnerungen. An herrliche Partys, lukullische Kochabende, Sundowner auf den zwei Terrassen unserer WG, kurz: an eine schöne Zeit. Wie wäre es, fragte ich mich heute Morgen, wenn ich auf einen Sprung vorbei nach Moskau käme. Und weil ich gerade nichts Besseres zu tun hatte, plante ich die Route mit dem Auto.
Ganz einfach, dachte ich, und gab Accra in Ghana als Abfahrtsort und Moskau in Russland als Ziel bei Google Maps ein. Hätte das funktioniert, wäre die Geschichte hier schon zu Ende. Hat es aber nicht, und deshalb geht sie weiter. Accra-Moskau konnte Google nämlich nicht berechnen. Warum eigentlich? Es muss doch eine Strecke geben, die durchgängig mit dem Auto zu fahren ist, egal über welche Umwege.
Also probierte ich mein Glück zunächst mit kürzeren Streckenabschnitten. Fahren wir halt erst einmal nach Lagos in Nigeria. Dass die Leute bei Google Optimisten sind, war mir schon immer klar. Aber die veranschlagten 6 Stunden für 485 Kilometer grenzen in Westafrika an eine gewisse Weltfremdheit. Allein die Grenzübertritte nach von Ghana nach Togo, danach Benin und schließlich nach Nigeria dürften Stunden dauern.
Den nächsten Streckenabschnitt ab Lagos zu wählen, war gar nicht einfach. In den Ländern nördlich und nordöstlich von Nigeria fehlt es Google Maps schlicht an Wissen. Die Karte ist dort so weiß wie in der Zeit vor den großen Entdeckungsreisen. Also musste ich den Umweg über den Süd-Tschad wählen, mit einem kleinen Abstecher nach Kamerun, und landete nach weiteren 2000 Kilometern unterhalb des Tschad-Sees in Ndjamena. 27 Stunden, sagt Google.
Nächster Halt war Kosti, im Süd-Sudan, am Westufer des Weißen Nil. 2600 Kilometer lang ist die Strecke, und nach googligen 44 Stunden wir sind nun schon in Nordost-Afrika. Östlich geht es nach Eritrea, südlich nach Äthiopien, Uganda und Kenia, südwestlich in die Zentrafrikanische Republik und Kongo. Wir fahren aber schnurgerade nach Norden, ins ägyptische Suez am gleichnamigen Kanal.
Diese Etappe war etwas kompliziert, zeigte aber auch, woran Google gescheitert war. Obwohl eine Straße existiert, gibt es keine Möglichkeit vom Sudan nach Ägypten hinein zu fahren. Der Grenzübergang ist aus Sicherheitsgründen geschlossen. Eine Fähre bringt Menschen, Tiere, Autos und Gepäck vom sudanesischen Wadi Halfa (1250 Kilometer, 16 Stunden) über den Assuan-Stausee ins ägyptische Assuan. Ein Riesenspaß, der, wie ich dem Online-Reisebericht einer deutschen Familie entnommen habe, inklusive Einladen und Warten schlappe zwei Tage dauert. Von dort geht es in nur 13 Stunden die 1000 Kilometer weiter nach Suez.
Zwischenbilanz: 7335 Kilometer durch acht Länder, Reisezeit laut Google und dem Reisebericht 154 Stunden oder sechseinhalb Tage. Wie lange es wohl in Wirklichkeit dauern würde? Luftlinie ist es auf der Karte nochmal soweit nach Moskau. Markus braucht den Wein jedenfalls noch lange nicht kaltzustellen. Teil 2 der Reise folgt in Kürze.