Während Blog-Kollege Hirbod mit wirklich existentiellen Problemen zu kämpfen hat, mache ich mir meine Probleme selbst. Was soll man auch tun, wenn man alles hat?! Letztens wollte ich mir mal wieder einen türkischen Kaffee zubereiten, nachdem ich seit neuestem von der italienischen Stilpolizei daran gehindert werde, nachmittags Milchkaffee zu trinken. Und bei all den Zutaten, die die Orientalen in ihren Kaffee schütten, griff ich ordentlich daneben.
Nach und nach, mit Hilfe guter Freunde sowie Internet-Recherche, habe ich die komplizierte Rezeptur des türkischen Kaffees vervollständigt. Man nehme Wasser, gebe pro Tasse zwei Teelöffel Zucker hinein, füge Zimt, Kardamom, Nelken und – für mich der letzte Schritt zur Perfektion – einen Schuss Rosenwasser hinzu. Lasse das Ganze heiß werden, dann den Kaffee hinein, aufkochen, vom Herd nehmen, wieder aufkochen, dies drei Mal, und fertig ist der Kaffee.
Hört sich einfach an. Ist es aber nicht. Denn das schludrig gewordene Firstlady-Gehirn hat mit Konzentrationsproblemen am Nachmittag zu kämpfen. Ein echter Teufelskreis. Weil es müde ist, braucht es Koffein. Weil es kein Koffein hat, ist es müde und macht Fehler, die dazu führen, dass die Koffeinaufnahme verzögert wird. Selbst bei so einfachen Dingen, will das Leben immer Spaß haben – und zwar auf meine Kosten.
Wie ich also im Nachtmittagstran die Zutaten in den Topf fülle und dabei auf Autopilot in die Gewürzkiste greife, lasse ich mich von zwei Döschen täuschen, die sich hinterlistig gleich nebeneinander aufgestellt haben und dabei geschickt ihre Etiketten verbergen. Mit Schwung füge ich meinem Kaffeesud zwei kräftige Prisen hinzu. Zugegeben, gewundert habe ich mich schon, dass das Kardamom heute etwas rötlicher ist, als sonst. Habe diesen lichten Moment jedoch als Nachmittagshalluzination abgetan.
Um es kurz zu machen: Der Kaffee war lecker. Im Prinzip, jedenfalls. Zimt und Nelken wurden vom Rosenwasser aufs vortrefflichste geschmacklich abgerundet. Nur das Brennen auf den Lippen, daran musste ich mich erst gewöhnen.
Immerhin: Auf Inka-Art trinkt man Kakao auch gerne etwas würziger. Vielleicht ist dem Koch des König Pachacútecs vor über 500 Jahren auch nur aus Versehen der Chilitopf in den Mittagskakao gefallen. Vielleicht wurde er später deshalb geköpft. Vielleicht hat man ihm noch viel später ein Denkmal errichtet.
Fehler führen zu Innovation, wenn auch manchmal nicht sofort. Ich will die Sache jetzt nicht schönreden. Der Kaffee war schrecklich scharf. Habe etwas gelitten. Aber wach, das war ich hinterher.