Nun sitze ich hier! Irgendwo in Afrika – genauer gesagt in Nairobi, im fernen Kenia.“. Was mache ich eigentlich hier? Wie kam es dazu, dass ich, ICH, ein stolzer Nachfahre einer 7000-jährigen iranischen Männergeschichte, Männer die die Welt nicht nur beeinflusst, sondern auch maßgeblich gelenkt haben, nun seine Arbeit an den Nagel gehängt hat und eine… ich kann es kaum aussprechen … eine First Lady geworden ist?!
Ich, der Mann aus Lande von Dariush, Kurosh, Xerxes, Männer die auf dem Felde wie Löwen gekämpft und Weltreiche aufgebaut haben. Wie konnte es dazu kommen, dass mein Reich nicht die weite große Welt ist, sondern eine 3- Zimmerwohnung (wohl gemerkt eine recht große), zwar mit einem großen Garten, Schwimmbad und Sportanlage, die ich dank unseres Mietvertrages (der natürlich mit meiner Frau geschlossen ist!) nutzen darf, aber nur während der Öffnungszeiten und nur, wenn ich die Regeln beachte.
Mal ganz unter uns. Objektiv gesehen ist das Ganze ja nicht schlecht. Ich bekomme von meiner Frau ein Taschengeld, sie zahlt alle laufenden Kosten wie Miete, Strom, Internet und sogar die Haushaltshilfe (ich verdiene ja zur Zeit nix!), sie fährt mich überall hin (ich habe ja noch keinen internationalen Führerschein) und bekocht mich, wenn sie von der Arbeit nach Hause kommt („Hirbod bis du kochst bin ich vor Hunger gestorben!“). Als ob das nicht reichen würde, ist es hier gerade Sommer (etwa 28 bis 32 Grad, jeden Tag Sonne pur), es gibt tolle Restaurants und Bars mit gutem Essen und kostenlose Wifi (es lebe mein iPad2!) und vieles mehr! Aber warum fühle ich mich trotzdem so komisch… und warum zum Teufel nochmal habe ich mich auf diesen Deal eingelassen und vor allem wie kam es denn dazu?
Sogar heute, nach der ersten Woche meines neuen Daseins ist es mir nicht so ganz klar, wie es dazu kam. Eigentlich gibt es nur fünf Optionen:
- Ich wurde mit Waffen- oder sonstiger Gewalt zu dieser Entscheidung gezwungen;
- Diese Entwicklung hat ihren Ursprung in der persischen Geschichte. Ganz nach dem Motto Darius und Kurosh waren eigentlich Frauen und etwas in der Geschichtsschreibung ist schief gelaufen und aus Frauen wurden Männer;
- Die Weichenstellung für meine heutige Situation ergibt sich aus meiner Familiengeschichte. Mit anderen Worten, es lag an meinen Eltern, Großeltern oder gar Ur-Ur-Großeltern. Das was sie (nicht) taten und so wie sie (nicht) gelebt haben, musste mich heute unweigerlich nach Nairobi führen;
- Oder liegt es etwa daran, dass ich vor rund 25 Jahren nach Deutschland gekommen, genauer gesagt nicht in die USA rein gelassen worden bin, und damit ungewollt, unbewusst und unumkehrbar die Weichen dafür legte, heute eine First Lady zu sein. Und zu guter Letzt:
- Es war das älteste Grund der Welt. Der wofür Alexander der große angeblich Persepolis niedergebrannt hat: Die Liebe zu (m)einer Frau.
Nun als Jurist habe ich gelernt, dass ich a) ergebnisorientiert arbeiten muss und b) analytisch. Das würde bedeuten, dass ich am Ende wissen müsste was die richtige Antwort ist. Um das Ergebnis zu erreichen, müsste ich ganz in der Tradition der juristischen Auslegungslehre (grammatikalisch, historisch, systematisch, teleologisch; siehe auch: http://de.wikipedia.org/wiki/Auslegung_(Recht)) die obengenannten Möglichkeiten analysieren, gegeneinander abwägen, um euch und mir eine logische und nachvollziehbare Lösung bzw. Lösungsmöglichkeiten präsentieren zu können.
Ich bin doch nicht verrückt das zu tun! Nicht nur, dass ich euch nicht zu Tode langweilen will und kaum dass ich euer Interesse für den Blog gewonnen habe, euch schon wiedervergraule. NEIN, sondern auch, weil ich damit meine Entscheidung von vor 7 Jahren, der klassischen Juristerei den Rücken zuzukehren, und als Konsequenz sogar für 4 Jahre in das Urlaubsparadies AFG zu gehen, wieder revidieren würde.
Also lasst uns gemeinsam auf diese, zumindest für mich neue Reise gehen und schauen wo uns das hinführen wird…
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In „die Pascha-Geschichten“ werdet Ihr in den nächsten 6 Monaten erfahren, wie ich zu einer First Lady geworden bin und wie es mir dabei geht. Kurzum „die Pascha-Geschichten“ sind der rote Faden für diese Monate. Mal werden sie länger, mal kürzer sein. Mal in der Familiengeschichte stöbern, mal in der deutschen und/oder persischen Geschichte. Aber wohl sehr oft sich mit meinem Gemütszustand beschäftigen.