Noch ist das Paradies nicht abgebrannt, aber es riecht schon etwas brenzlig. Die kenianische Armee hat vergangene Woche die Grenze zu Somalia überschritten, weil sich dort Terroristen versteckt halten. Die Leute von Al-Shabab, dem hiesigen Al-Quaida-Ableger, haben das nicht auf sich sitzen lassen und gleich Bombendrohungen von sich gegeben. Und plötzlich ist vieles anders mit dem Leben hier.
Vom Lager mit hunderttausenden Hungernder in Dadaab haben alle schon gehört. Weniger bekannt ist wahrscheinlich, dass dem kenianischen Staat das Lager nicht so recht passt, weil hier nun eine komplette Großstadt sitzt, die höchstwahrscheinlich nicht mehr in ihre Heimat zurückkehren wird. Dort ist es nicht nur trocken, sondern seit Jahrzehnten politisch extrem instabil. Letzteres auch dank der Terrorgruppe Al-Shabaab.
Laut Wikipedia sind sie besonders im Süden Somalias stark und verfügen über rund 15.000 bewaffnete Kämpfer, die dem Hörensagen nach auch das Lager Dadaab infiltrieren. Den Kenianern wurde das wohl jetzt zu heiß, und deshalb haben sie vergangene Woche Truppen und Panzer in den Süden Somalias geschickt.
Das kommt natürlich bei Mann und Frau auf der Straße gut an. Ein Taxifahrer meinte zuversichtlich, endlich würde da mal aufgeräumt werden. Wer aber in den vergangenen 20 Jahren nicht auf einer Reise zum Mars oder sonst irgendwie verhindert war, weiß, dass herkömmliche Militäreinsätze im Kampf gegen Terroristen nicht besonders hilfreich sind.
Deshalb hat Al-Shabaab natürlich nur ein paar Stunden später mit Racheakten in Form von Bombenattentaten gedroht, vorzugsweise in Nairobi, wo Terroristen schon 1998 die US-Botschaft in Luft gesprengt hatten – mit 213 Toten. Gestern Nacht hat es auch schon den ersten Anschlag gegeben. Jemand warf eine Handgranate in eine Bar, es gab 13 Verletzte, aber keinen Toten. Eine Art Warnung?
Bleibe ich zuhause, merke ich davon nichts. Aber wer will schon tagelang nur in den Garten glotzen. Also gehe ich eben doch aus, in den Supermarkt oder so, und setze mich damit fahrlässig über die Empfehlungen der deutschen Botschaft hinweg, doch bitte zurzeit nicht in den Supermarkt zu gehen. Die Bedrohung wird dabei etwas deutlicher. Am Eingang des Parkplatzes, wo sonst ein gut gelaunter Wachmann Parkscheine ausgab, steht nun ein Sicherheitsteam, das das Auto durchsucht und mit einem Spiegel auch von unten überprüft.
In einer anderen Mall war das schon immer so gewesen, wobei die Untersuchungen eher mit heiterer Gelassenheit vorgenommen wurden. Der Wächter mit dem Spiegel suchte eigentlich immer nur unter dem rechten vorderen Kotflügel und unter der Fahrertüre. Dabei konnte er nämlich stehenbleiben und musste nicht ums Auto laufen. Auch wird kolportiert, dass diese Wächter keinerlei Schulung erhalten haben und eigentlich gar nicht wissen, wonach sie suchen oder wie eine Bombe aussieht.
Vielleicht sollte ich das gar nicht schreiben. Was, wenn hier Al-Schabaab Terroristen mitlesen? Dann wüssten die jetzt, dass Bomben am besten immer unter den linken hinteren Kotflügel gehören. Sicherlich wimmelt es unter der Leserschaft von Brigitte Woman nur so von subversiven Gestalten. Vielleicht sollte ich vorsichtshalber nur noch in Codes sprechen. Also zum Beispiel mal wieder den verunglückten Rührkuchen aufgreifen und meine Botschaften tarnen.
Wenn ich also demnächst schreibe, dass der Kuchen diesmal unter Zuhilfenahme von sehr viel BackPULVER, großer HITZE geradezu EXPLOSIONSARTIG aufgegangen ist, dann sollte man vielleicht von Reisen nach Kenia absehen. Es könnte aber auch sein, dass ich es so gar nicht gemeint habe und mir nur endlich ein Rührkuchen so gelungen ist, wie er sein sollte. Ach, ich tauge nicht zum Geheimniskrämer.