Letztens schickte mir der Kindergarten eine Mail. Es würde jetzt wärmer werden. Eltern sollten darauf achten, ihre Kinder immer gut vor der Sonne zu schützen. Also eincremen, Mütze auf, und einfach nicht zu lange in der Sonne sein.
Das nenne ich Service! Denn Jahreszeiten gab es Kenia nicht so viele. Eigentlich nur zwei. Die warme und die regnerische. Es hätte also durchaus sein können, dass wir den drohenden Sommer hierzulande übersehen würden.
Und wenn schon. Ich erlaube mir ein stilles Lächeln. Wenn die kleine Bb auf etwas hierzulande gut vorbereitet ist, dann ist es das bisschen Sonne. Die 1758 Sonnen-Stunden in Frankfurt im Jahr (in Nairobi sind es 2464) steckt sie locker weg.
Und sonst?
Gestern beim Kindergeburtstag gewesen. Motto-Party. Frozen*. Wer’s nicht kennt, hier die Kurzanalyse von einer meiner Lieblings-Kritiker-Seiten, rogerebert.com: „…will die Konventionen des typischen Disney-Prinzessinnen Films wiederbeleben, zugleich über den Haufen werfen und dabei die ästhetischen Bedingungen für maximales Merchandising erfüllen.“
Yep.
Ich habe den Film gesehen. Ich habe während meiner fünf Jahre in Kenia alle Filme gesehen. Alle? Ja, alle. Außerdem schaue ich tatsächlich gerne Animationsfilme. Zu meinen Favoriten gehören „Spirited Away“, „Up“, „Ghost in the Shell“ (ok, keine Animation), „The Incredibles“ und „Bolt“ – vor allem wegen des großartigen Sidekicks, ein Hamster namens Rhino.
Es liegt also nicht an einer generellen Abscheu vor Animationsfilmen, dass ich Frozen eher lahm fand. Vor allem die Songs. Was eher schlecht ist, denn wenn etwas an Disney-Filmen gut zu sein hat, sind es die Songs.
Die Zwillinge, zu deren Party die kleine Bb nun eingeladen war, teilten meine Meinung offenbar nicht. Denn es gab Frozen-Kuchen, Frozen-Kekse, Frozen-Teller, Frozen-Tassen, Frozen-Löffel und Frozen-Songs. Und einen Frozen-Live-Auftritt.
Irgendwann mussten sich alle Kinder im Wohnzimmer versammeln. Ein kleiner Lautsprecher wurde aufgebaut, ein Frozen-Song angeschaltet. Während sie warteten, rätselten die Kinder, was nun passieren würde. Eines sagte, vielleicht käme jetzt der Weihnachtsmann durch die Türe. „Oder der Osterhase“, warf ich ein, wurde aber sofort von mehreren Vierjährigen belehrt, das sei Quatsch, der wäre ja erst kürzlich da gewesen.
Die Flügeltüre öffnete sich. Herein kam die Prinzessin. Die mit den silbernen Haaren, dem blauen Kleid, die tragische, eisige – Elsa. Diese Elsa war allerdings etwa eins Achtzig groß und 25 Jahre zu alt. Sie tanzte, schwenkte ihr Glitzerkleid und bewegte den Mund zum Playback.
Später durften sich alle Kinder von ihr schminken lassen. Soweit ich mich erinnere wollten alle Prinzessin sein. Gut, dass es bei Frozen gleich zwei davon gibt.
Dann kam Bb an die Reihe, die sich während des Songs die ganze Zeit die Ohren zugehalten hatte. Sehr zur Überraschung aller anderen teilnehmenden Kinder und Mütter (muss ich erwähnen, dass ich der einzige Mann auf der Party war?) wollte sie eine Gazelle sein.
Auch die schminkende Ex-Prinzessin schien überfordert. Sie konnte ja nicht wissen, dass Besucher in Kenia uns einst ein Stofftier mitgebracht hatten. Es war ein Elch und Bb, die dafür spontan eine passende Bezeichnung suchte, entnahm ihrem noch kleinen, lokal geprägten Erfahrungsschatz die nächstliegende: Gazelle.
Ich übersetzte. Als die Schminkende auf ihrem Handy nachschlagen musste, ob Sven (der Elch) eigentlich Schnurrhaare hat, verlor Bb die Geduld, hopste vom Stuhl und aß noch eine rosa-glitzernde Gummimaus.
Während ich ihr zusah, dachte ich hoffnungsvoll darüber nach, ob uns vielleicht die Prinzessinnenphase erspart bliebe. Falls nicht, wird es in diesem Blog demnächst Beiträge mit Titeln wie diesem geben – „Rosa, Prinzessin….ahhhh wie lange dauerte die bei euch an?“, den ich gerade in einem Eltern-Forum gefunden habe.
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* Und hier die deutschen Filmtitel:
Frozen = Die Eiskönigin – Völlig unverfroren
Spirited Away = Chihiros Reise ins Zauberland
Up = Oben
Ghost in the Shell = siehe links
The Incredibles = Die Unglaublichen
Bolt = Bolt: Ein Hund für alle Fälle