Kenias Armee geht in ihrem Krieg gegen die Al-Shabaab Milizen in Süd-Somalia ganz neue Wege. Zehn Dörfer im Süden Somalias würden bald ununterbrochen angegriffen werden, twitterte der Sprecher der kenianischen Armee, Major Chirchir, unter dem Begriff „OperationLindaNchi“. Empfänger der Twitter-Nachricht sollten ihre Freunde dort warnen.
Kenia hatte Mitte Oktober Truppen nach Somalia geschickt, um dort gegen die terroristische Bedrohung durch die Al-Shabaab Milizen zu kämpfen. Seitdem geht das Thema nachrichtenmäßig auf und ab. Vermutlich um nicht von der Berichterstattung der klassischen Medien abhängig zu sein, twittert Major Chirchir seit Ende Oktober fleißig die Fortschritte des Krieges in die Welt hinaus. Und immerhin knapp über 2.500 Follower lesen ihm aus der Hand.
Dass eine Armee sich solcher Kommunikationskanäle bedient, ist an sich nicht neu. Die US Army twittert seit Jahren aus allen Rohren, ebenso die Bundeswehr und auch die British Forces. Die Frage ist bloß, warum teile ich öffentlich mit, wo ich angreifen werde? Schließlich lesen ja nicht nur Freunde mit, sondern auch die Feinde, die ich treffen will.
Das wurde der Major per Twitter auch gefragt: „Warum sie warnen, wenn es erlaubt ist, zu fragen? Und er antwortete: „Ziel ist, nicht getroffen zu werden, wenn wir Al-Shabaab-Lager angreifen.“ Hm, sehr erhellend ist das nicht, denn – siehe oben – dann wissen es die, die getroffen werden sollen, ja auch.
Wahrscheinlich macht es Angst. Wer gewarnt wurde, schaut ständig in dem Himmel auf der Suche nach Bombern. Wer es nicht weiß, wird einfach überrascht. Wer gewarnt ist, haut ab, und dazu entscheiden sich vielleicht nicht nur die Zivilisten, sondern auch die Terroristen. Damit wäre deren Infrastruktur auch geschädigt.
Außerdem hindert man die Terroristen daran, sich der Zivilisten als menschliche Schutzschilde zu bedienen. Und kann überdies hinterher sagen, man habe vorher alle gewarnt. Das hilft vielleicht auch gegen Proteste bei den sogenannten Kollateralschäden.
Ob’s hilft? In Zeiten, in denen Twitter noch eine relativ neue Erscheinung ist, erringt die kenianische Armee zumindest einen Kommunikationssieg. Denn die Meldung über den twitternden Major macht die Runde – wie man sieht, auch in diesem Blog. Ob die Twitter-Propaganda aber dabei hilft, einen Krieg gegen Terroristen zu gewinnen, ist eine andere Frage.
PS: Das Bild oben entstammt dem Social Media Guide der US Navy, die ein altes Propaganda-Plakat aus dem zweiten Weltkrieg modernisiert hat. Damals wie heute ging es darum, Soldaten davon abzuhalten durch ein zu loses Mundwerk bzw. zu lose Finger auf der Tastatur dem Gegner wertvolle Informationen zu geben.