Neulich war ich Kamikazepilot. Ich machte meinen Frieden mit mir selbst, verabschiedete mich tränenreich von Frau, Familie, Freunden und bestieg, ohne im Besitz eines gültigen Tickets zu sein und überdies noch ohne gültige Bahncard, den ICE von Frankfurt in Richtung meiner kleinen schwäbischen Heimatstadt. Dort setzte ich mich in den Speisewagen, bestellte einen Kaffee und wartete auf das Ende.
WeiterlesenEin afrikanischer Moment in der Deutschen Bahn – eine Weihnachtsgeschichte


Fast nichts ist so schwierig wie die Wahl des Namens fürs eigene Kind. Egal, wie man sich entscheidet, der Name wird Verrat üben. Verrat an der eigenen Herkunft, an den eigenen Wünschen, am eigenen Glauben daran, was cool oder nicht cool, traditionell oder modern, angebracht, ausgewogen oder radikal ist. Wenn dann noch, wie jüngst in Kenia, ein Standesbeamter hinzukommt, der den gewünschten Namen falsch versteht, geht es für das bedauernswerte Kleine nicht gut aus.

Alle wollen wir individuell sein. Keiner möchte sich nachsagen lassen, Du bist wie alle anderen. Deshalb geben wir uns Mühe, uns zu unterscheiden – durch Bücher die wir lesen, Filme, die wir sehen, Kleidung, die wir tragen und so weiter. Warum, frage ich mich deshalb, zeigen sich so viele Leute völlig skrupellos mit jenem angebissenen Apfel-Logo in der Öffentlichkeit?
Neulich war ich auf einer Geburtstagsparty eingeladen. Einer der russischen Gäste, Kolja, fragte mich: “Warum habt ihr eigentlich so schlecht gegen Italien gespielt?” Ich: Was meinst du mit ihr? Und überhaupt: welcher Sport? Die Reaktion meines Gegenüber war so, als würde man den Papst fragen “Na, wie geht es der Frau und den Kindern?” Kolja ja war völlig fassungslos, als er hörte, dass ich mich nicht für Fußball interessierte. Nie interessiert habe. “Wie? Ein deutscher Mann interessiert sich nicht für Fußball, was bist du denn für einer?”