Morgens nehme ich mir in Nairobi die Zeitungen vor und warte gespannt darauf, dass sich wieder einmal ein Politiker im Ton vergreift. Dann wird wieder einer der kenianischen Stämme beleidigt, die X sind faul, die Y sind geldgierig und die Z gehörten sowieso totgeschlagen. Hassrede nennt man das. Nach den Wahlen 2007 haben solche Reden zu 1300 Toten und hunderttausenden Vertriebenen geführt. Gerne lehne ich mich dann zurück und denke, wie schön, dass es so etwas bei uns zuhause nicht mehr gibt. Dann lese ich Spiegel Online und Wolfgang Thierse versaut mir meinen Cafe Latte.
Wie der Weltfrieden wieder einmal nicht gerettet wurde
Eines Nachts erwachte ich ungewohnt spontan. Normalerweise zieht sich das, besonders morgens. Ruckartiges Erwachen aber, vor allem mitten in der Nacht, hat meist einen Grund. Ich schlug die Augen auf, schaute in die Dunkelheit. Draußen prasselte der Regen, und ich dachte nur „Wasser“. Zunächst wusste ich nicht genau, warum ich das dachte. Dann traf ein Wassertropfen meine Stirn.
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Pizza vom Arzt
Vor ein paar Tagen: Diskussion über Essen diesseits und jenseits der Sahara. Ob ich das hiesige mag? Ich nenne ein paar kenianische Gerichte, die ich gerne esse. Muss dabei nicht einmal höflich schwindeln. Hätte ich notfalls aber. Alle Einheimischen hören gerne, dass dem Fremden das schmeckt, was sie selbst essen. Werde dann gefragt, ob es in Deutschland eigentlich auch diese Pizza vom Arzt gibt. Wie bitte?
Aus Versehen Diktator
Fast nichts ist so schwierig wie die Wahl des Namens fürs eigene Kind. Egal, wie man sich entscheidet, der Name wird Verrat üben. Verrat an der eigenen Herkunft, an den eigenen Wünschen, am eigenen Glauben daran, was cool oder nicht cool, traditionell oder modern, angebracht, ausgewogen oder radikal ist. Wenn dann noch, wie jüngst in Kenia, ein Standesbeamter hinzukommt, der den gewünschten Namen falsch versteht, geht es für das bedauernswerte Kleine nicht gut aus.
Sushi ?
Vor einigen Tagen, wenn ich mich genau erinnere, es der der Tag, an dem in Moskau der erste Schnee fiel, an jenem Tag also bekamen wir eine Email, die nur zwei Wörter enthielt. Und ein Foto. In der Mail stand: “Ukrainisches Sushi.”
Stellenangebot: Präsident gesucht
Da ich von Natur aus nicht Teflon-beschichtet bin und bei mir der Dampfkessel in der Espressomaschine steckt und nicht knapp unterhalb der Stimmbänder, bin ich kein Politiker geworden. Eine Stellenanzeige in der größten kenianischen Tageszeitung hat mich jetzt aber nachdenklich werden lassen. Gesucht werden ein Präsident, ein Gouverneur, ein Senator und andere, Interessenten bitte per Mail melden. Also, wenn das so einfach ist…
Wir wolln unsern Kaiser Steve wiederhaben
Bisher war ich kein Freund der Firma Apple. Das diktatorische Verhalten gegenüber Kunden und das kriegerische Gebahren gegenüber Konkurrenten gingen und gehen mir auf die Nerven. Als jüngst Spiegel Online einen neuerlichen Psalm in die Öffentlichkeit entließ, warum der 2011 verstorbene Steve Jobs viel zu früh von uns gegangen sei, reichte es mir eigentlich endgültig. Doch ein Erlebnis am vergangenen Samstag hat mich bekehrt: Der Besuch beim Oktoberfest in Nairobi.
Das Knurren der Moderne
Das Leben ist kein Spaß, sondern ein nicht enden wollendes Überlebenstraining. Weil von überall Gefahr droht, müssen wir ständig aufpassen. Früher achteten wir auf Rascheln im Wald, ein Knurren im Dunkeln oder auf Gewitter. Heute sind es Autohupen, Telefongeklingel oder Ansagen im ICE, von denen Gesundheit und gute Laune abhängen. In Kenia hat ein Phänomen meinen Erfahrungshorizont erweitert, das mit einem der wirklich wichtigen Dinge des Lebens zu tun hat: dem Kaffee am Morgen.
Technik, die begeistert
Ich fahre keinen Opel. Dennoch darf ich diesen alten Slogan im Titel hübsch finden. Es geht hier auch nicht um Opel oder sonst irgendeine Marke. Meine Thema heute ist automarkenübergreifend. Jedes Auto hat Räder, jedes Rad hat einen Reifen, und jedem Reifen kann es passieren, platt gefahren zu werden. Eine Hommage an das Autofahren mit Loch in Kenia.
Nie wieder doof sein
Nairobi gilt als gefährlich. Bewaffnete stehlen Autos, zwingen die Insassen dazu, ihr Konto per Kreditkarte am nächsten Automaten zu leeren oder machen Hausbesuche mit üblen Folgen. Das führt zu einer gewissen Paranoia unter den Einwohnern. Zäune, Wächter, Hunde, Alarmanlagen, Gitter und dicke Vorhängeschlösser sollen das Leben sicherer machen. Manchmal ein bisschen zu sicher.