Deutschland hat was gegen mich (mit Hinweis auf die Buchmesse)

Live von der Unfallstelle: Normalerweise lege ich das letzte Stück der Reise von Nairobi in meine kleine schwäbische Heimatstadt per Bahn zurück. Da es aber bei meinen jüngsten Besuchen sehr regelmäßig zu Pannen kam, wenn man das so nennen darf, meistens durch Selbstmörder, einmal auch durch Ausfall des Triebwagens, dauerte die Fahrt oft fünf statt zwei Stunden. Als ich nun las, dass die Bahn zu allem Überfluss auch noch streiken will, hatte ich die Nase endgültig voll und mietete in vorauseilender Paranoia ein Auto. Der Flug über Amsterdam war pünktlich, der Leihwagen am Frankfurter Flughafen startklar, ich brauste los, und alles war gut, bis kurz vor dem Kreuz Walldorf bei Mannheim die Autos vor mir immer langsamer wurden und schließlich stehen blieben.

Dort stehe ich nun seit eineinhalb Stunden und fange an, die Sache mit diesen ständigen Verkehrsinfarkten persönlich zu nehmen. Ich weiß nicht genau, was los ist, aber in der Zwischenzeit sind mindestens fünf große Feuerwehrwagen, ebenso viele Krankenwagen, dazu kleinere Notarztwagen, Einsatzwagen der Polizei und eigenartige Zivilfahrzeuge mit gelbem Blinklicht auf dem Dach durch die Gasse an mir vorbeigefahren, die wir alle brav eingeräumt haben. Jetzt mittlerweile auch größere Räumfahrzeuge. Das Radio sagt, die Räumungsarbeiten könnten dauern, und wer sich hier auskenne, solle die Gegend doch bitte weiträumig, nein, es hörte sich eher so an “WEEIIITRÄUMIG!!!” umfahren. Der Sprecher klang dabei wie der Herr, der für das “SEEEEIIITENBACHER”-Müsli Werbung macht.

Durch meine Erfahrungen mit Unfällen in Kenia habe ich mittlerweile eine Riesenportion Geduld und vertreibe mir locker die Zeit zum Beispiel mit Bloggen. Nur ein Problem beschäftigt mein Gewissen. Da ich nichts zu essen dabei habe, frage ich mich: Darf ich die Schachtel mit belgischen Pralinen anbrechen, die ich für meine Eltern am Flughafen in Amsterdam gekauft habe? Glücklicherweise habe ich davon Abstand genommen, eine Flasche Whisky mitzunehmen, denn zu trinken habe ich auch nichts im Auto.

PS und bei dieser Gelegenheit: Ich stelle das “Damenprogramm” auf der Buchmesse vor. Am Samstag, 11.Oktober 2014, von 15.-15.30 Uhr sogar mit Moderation durch einen echten Literaturprofessor. Zu sehen am Stand von DroemerKnaur. Ich werde aber auch sonst dort sein, von Freitag bis Sonntag mehr oder weniger ganztägig. Falls ich es mit dem Auto oder welchem Verkehrsmittel auch immer zurück nach Frankfurt schaffen sollte.

Wir bauen einen Zaun

Nach der Aufregung mit dem Autounfall ist wieder Ruhe eingekehrt. Der stehts grummelnde Österreicher hat alles repariert, der Polizist sich per SMS tatsächlich noch einmal für die Unterstützung bedankt. Jetzt widme ich mich Haus und Hof und baue erst einmal einen Zaun. Das Material dazu kommt aus einer nahegelegenen Kleinstadt. Der Herr im orangen T-Shirt, der auf der Ladefläche sitzt, erledigt üblicherweise solche Einkäufe für mich. Weil er sparsam ist, hat er heute anstatt eines Kleinlasters dieses Gefährt ausgewählt. Ich fragte ihn und den Fahrer, ob sie die Ankunft noch einmal fürs Foto nachstellen würden. Machten sie gerne. Der Fahrer freute sich über mein Interesse an seinem Tuk-Tuk. So heißt das hier. Als ich wegen seines Daches ein wenig kicherte – es besteht aus einer dünnen, sehr löchrigen Plastikplane – entgegnete er, immerhin habe er ein super Sound-System eingebaut.

Ich bremse sogar für Polizisten…

…auch wenn es nicht immer hilft. Letzten Freitag gegen 11 Uhr, auf dem Weg vom Supermarkt nachhause. In einer Seitenstraße wartet ein Auto und fährt plötzlich los. Ich hupe, brülle, bremse, alles gleichzeitig. Vergebens. Mein dicker Geländewagen wirft die schmächtige Limousine locker von der Straße. Im Vorbeischleudern lese ich, was auf der jetzt sehr verbeulten Seite geschrieben steht: Kenya Police.

Read moreIch bremse sogar für Polizisten…

Was man zum Schreiben halt so braucht

Weil mir das Leben in Nairobi dann doch zu aufregend war – ständig fielen im Garten Bäume um, der Gärtner wollte wissen, welche Büsche er schneiden soll und unser Tagwächter war immer auf der Suche nach Unterhaltung – habe ich mich für ein paar Wochen in die Sandai Farm einquartiert, eine Lodge zwischen der Aberdare-Gebirgskette und dem Mount Kenya-Massiv. Fernab von Internet, Fernsehen, Radio und Telefonnetz blieb doch gleich viel mehr Zeit fürs Schreiben.

Von Turbolesern und Buchschonern

Erstaunlich: Am 1. September ist “Damenprogramm” erschienen, am 2. September gibt es schon zwei gebrauchte Exemplare auf Amazon, die aber laut den beiden Verkäufern ein “absolut frisches Exemplar” oder “druckfrisches Ex.” sind. Außerdem sind sie genauso teuer, wie eine wirklich nagelneue Ausgabe. Da hat jemand sehr schnell und mit Samthandschuhen an den Fingern gelesen, oder wie habe ich mir das vorzustellen?

Das Firstladiesblog –
jetzt auch als Buch

Kaum sitze ich ein paar Jahre in Afrika und schreibe in meinem Blog so vor mich hin, schon schaut eine Literaturagentin per E-Mail vorbei und will ein Buch von mir.

Etwas mehr als ein Jahr später speichere ich ein letztes Mal ab, warte ein paar Monate und halte Dank eines Besuches aus Deutschland das erste, frischgedruckte Exemplar in Händen.

Auf der gemeinsamen Reise schleppe ich es in seinem Original-DHL-Umschlag durch ganz Kenia und komme erst auf der letzten Etappe – am Strand des Indischen Ozeans – dazu, mich dem Schmöker so richtig zu widmen.

Hier also ist das Firstladiesblog in Buchform: “Damenprogramm – Nichts für schwache Männer”. Es enthält viele wahre Geschichten und einige erfundene, solche, die schon auf die eine oder andere Art im Blog zu lesen waren neben anderen, bisher nicht erzählten.

Und falls mich jemand danach fragen sollte, sage ich schon jetzt: Ich bin der letzte, der Realität und Fiktion hier auseinanderzuhalten kann.

PS: Wer es kaufen möchte (als Taschenbuch oder ebook), bitte in die nächste Buchhandlung gehen oder bei Amazon bestellen: http://goo.gl/hlPs3L

Wer etwas zu den Geschichten sagen will, aber keine Lust auf die – zugegeben – etwas umständliche Anmeldung hier hat, dem sei die Facebook-Seite empfohlen: facebook.com/firstladiesblog.

Wo Ziegen fliegen

Riesen Staubfahne auf einer Piste aus festgebackenem Dreck. Winkende Kinder am Wegesrand. Fliehende Ziegen und glotzende Kühe. Erstaunt sehen wir, wie sich ein ziemlich dünner Weißer zu Fuß den Hang herauf schleppt, den wir gerade mit unserem Geländewagen hinunterrumpeln.

Read moreWo Ziegen fliegen

Und nun: das Wetter

Für alle, die noch glauben, in Afrika sei es immer heiß und sonnig: Gestern morgen, Nairobi, bewölkt, 15 Grad – die Strickmütze sitzt. Und, ja, man trägt Kniestrümpfe zum Schuluniform-Minirock.