Dass es zwischen Kenia und Deutschland, oder, genereller gesagt, zwischen einem so genannten Entwicklungsland und einem Hochindustrieland gewisse Unterschiede gibt, ist bekannt. Für den Bummler zwischen den Welten ist es immer wieder spannend, zu beobachten, wann diese Unterschiede besonders krass zu Tage treten. Für mich überraschend, in der Rückschau aber irgendwie auch logisch, traf mich die Erkenntnis beim Besuch einer deutschen Ikea-Filiale wie der Schlag einer nassen Ramskär-Badematte mittens in Gesicht.
Leben
Garantiert zuckerfrei
Zu Beginn jeden Monats kaufe ich unseren „Mitarbeitern“, also dem Aufwartemann (nennt man das männliche Gegenstück zur Aufwartefrau so?), dem Gärtner und den Wächtern ein kleines Bonus-Lebensmittelpaket. Es besteht aus 100 Teebeuteln, einem Kilo Milchpulver und 2 Kilo Zucker, woraus die Herren den Tag über ihren Tee auf kenianische Art zubereiten: mit viel Milch und sehr viel Zucker, so viel, dass der Tee schon fast sirupartig wirkt. Bei meinem letzten Einkauf stand ich allerdings vor einem kleinen Problem.
Ein Leben in Malls
Bisher gleicht das Dasein in Nairobi einem Leben in Malls. Jede hat große Zufahrtsstraßen, auf denen man im Vorbeifahren kleine Hunde oder Häschen aus dem Pappkarton kaufen kann und Masai-Tand aus wahrscheinlich chinesischer Massenproduktion. Jede hat große Parkplätze, auf denen fliegende Händler herumlungern und selbstgebrannte DVDs feilbieten. Und jede hat ihre Vor- und Nachteile, und zwar so verteilt, dass ein befriedigendes Einkaufserlebnis den Besuch mehrerer Malls erzwingt.
Wie ich einmal alles verlernte
Einmal wache ich morgens auf und fühle mich so seltsam leer. Umständlich drehe ich mich von der einen zur anderen Seite, schließlich will ich Licht machen. Meine Hand greift ziellos irgendwohin. Es bleibt dunkel. Wie ging das noch? Starre an die Decke und denke scharf nach. Da war doch irgendetwas mit einem Schalter. Wo ist google, wenn man es braucht! Warte dann einfach bis es hell wird. So geht es auch.
Das Comeback
Vielleicht kennen das auch andere Blogger. Mit einem Mal steht man in der Sackgasse. Der letzte Eintrag ist eine Weile her. Thematisch gibt es keinen Anknüpfungspunkt. Wie soll ich auch die Geschichte mit dem Croissant, an die ich mich während einer Deutschland-Tour erinnert habe, mit dem kenianischen Alltag verbinden? Damit, dass das Croissant, das ich gerade esse, so wabbelig ist wie ein feuchter Schwamm? Am besten gar nicht. Ein Neustart.
Brathuhn a la Nairobi
Es war Freitag, und ich wollte für E. und mich abends ein Huhn im Ofen grillen. Kurz nach Mittag ging ich einkaufen. Als ich zurückkam, war der Strom weg. Damit begann ein neues Kapitel unter dem Motto “Lebe leichter ohne Technik”. Ein Kochrezept für zwei Personen und eine Petroleumlampe.
Fallout? Gibt’s nur in Deutschland
Alle Welt redet von Radioaktivität. Die Wolke nähert sich, unaufhaltsam. In SPON lese ich, dass Geigerzähler in Deutschland ausverkauft sind und sich auch die Hersteller von Jodtabletten mächtig freuen. Ärzte wiederum sagen, man solle besser die Finger davon lassen. Das klingt nach Hysterie. Ist sie echt – oder gibt es sie nur in den Medien? Und wie ist das in Kenia?
Karl der Kiffer oder: Epitaph auf einen Baum
Als ich noch zur Schule ging, gab es ein Lied, in dem es ums Bäumefällen ging und eigentlich um den Käfer Karl, der dabei sein Heim verlor. Vielleicht wegen früher Harthörigkeit oder einer neurologischen Dauerfehlschaltung hatte ich aber immer “Karl der Kiffer” verstanden, der nicht gefragt, sondern fortgejagt wurde. Von wo: aus dem Jugendzentrum, seiner Wohnung, dem Drogenstrich? Ich weiß auch nicht, was ich mir dabei dachte. Ein Schulfreund klärte mich irgendwann auf.
Elektrogeräte auf Entzug
Dass der Strom aussfällt, das kennen wir jetzt schon. Kenia ist da kein bisschen besser als Ghana. Vielleicht sogar noch eine Ecke schlechter. Seit gestern Abend freuen wir uns aber über ein ganz neues Phänomen. Strom? Das schon. Aber leider viel zu wenig. Statt 220 kommen seit Stunden nur noch 130 Volt aus der Leitung und verwandeln das schönste Haus in eine Geisterbahn.
Im Reich der weniger wilden Tiere
Gestern ging ich überhaupt nicht aus dem Haus. Lungerte lieber stundenlang auf dem Bett herum, blätterte in kenianischen Zeitungen, trank Kaffee, las deutsche Online-Medien. Was man halt so macht an einem Sonntagmorgen in Kenia. Es war ruhig. Sehr ruhig. Zu ruhig. Bis mich wildes Geschrei vor dem Fenster aus meinen Träumen riss. Nein, nicht die Revolution. Nur ein Vogel, der offenbar bei meinem Anblick in Ekstase geraten war.