Es treten auf: Ein rasender Kriegsveteran, ein sehr ordentlicher Taxifahrer, ein schwuler Kaffeehausbesitzer, eine etwas deprimierte Farmerin, ein ältlicher weißer Alleinunterhalter, mehrere anständige Polizisten, birnenessende Affen, ein desolater Bahnhof, ein abgefahrenes Burgen-Imitat, ein formvollendeter Kellner, mehrere nachgemachte Steinvögel, rötliche Rundhütten aus Lehm und Robert Mugabes Privatpalast.
michael
Ein afrikanischer Moment in der Deutschen Bahn – eine Weihnachtsgeschichte
Neulich war ich Kamikazepilot. Ich machte meinen Frieden mit mir selbst, verabschiedete mich tränenreich von Frau, Familie, Freunden und bestieg, ohne im Besitz eines gültigen Tickets zu sein und überdies noch ohne gültige Bahncard, den ICE von Frankfurt in Richtung meiner kleinen schwäbischen Heimatstadt. Dort setzte ich mich in den Speisewagen, bestellte einen Kaffee und wartete auf das Ende.
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Zufälle gibt es nicht
Samstagnachmittag, ein Einkaufszentrum in Nairobi, Erdgeschoss. Ein Mini-Baumarkt, ein Supermarkt, eine Apotheke, das schwarze Brett mit den Gebrauchtwagen, ein Pianist klimpert Smoothjazz am weißen Flügel. Dahinter die Konditorei, an deren Theke wir gleich Zeugen lebensbedrohlicher Dramen werden.
Ein Leben in der Öffentlichkeit
Einmal, noch ziemlich am Anfang meiner Zeit in Kenia, war ich eingeladen auf Snacks und Drinks bei Freunden. Es war warm, Kinder plantschen im Pool, Hunde dösten im Schatten. Mit einem Drink in der Hand schlenderte ich durch die Menge der Gäste, hörte hier zu, sagte dort etwas, und fand mich plötzlich in einer Diskussion über das harte Leben mit Hausangestellten wieder.
Die etwas andere Geistergeschichte
Die Verwaltung unseres Wohngebiets plant eine Aktion für Kinder. Alle Anwohner sind gebeten, an ihren Toren ein bestimmtes Plakat aufzuhängen um ihre Teilnahme zu signalisieren. Da ich kein Spielverderber sein will, drücke ich meinem Wächter das Plakat in die Hand mit dem Auftrag, es am Tor zu befestigen. Er nimmt es, liest, erstarrt und schaut mich schweigend an.
Culture Clash mit Marmelade
Weiß meine Mutter eigentlich, dass sie seit Jahrzehnten europäisches Recht bricht? Seit ich denken kann, heißt bei ihr Marmelade einfach Marmelade, egal ob aus Erd-, Him- oder Brombeeren. Und nun erfahre ich, dass laut einer EU-Verordnung Marmelade nur dann so genannt werden darf, wenn sie aus Zitrusfrüchten besteht. Alles andere heißt Konfitüre oder Gelee. Probleme haben die, die Europäer.
Rauch über der Mall
Auf dem Weg zu einem Restaurant halten wir an einer Kreuzung. E. schaut aus dem Fenster. „Seltsam“, sagt sie, mehr zu sich selbst, „es ist, als wäre da nie etwas gewesen.“ Ich verstehe nicht, was sie meint und schaue in ihre Richtung. Eine spärlich beleuchtete Straße führt von uns weg. Rechts davon ist es dunkel. Dort liegt die Westgate Mall. Um diese Zeit sollte sie hell erleuchtet sein. Doch die Lichter sind aus. Jetzt verstehe ich. Als wäre da nie etwas gewesen.
Der richtige Riecher
Mitten in der Nacht stehe ich in unserem Hinterhof und trage eine Taschenlampe im Mund. Sie beleuchtet meine Hände, die damit beschäftigt sind, mit Zange und Schraubenzieher einen Computermonitor auseinandernehmen. Warum hier draußen? Warum gerade jetzt? Und: Warum überhaupt?
Wintergedicht im Klimacheck
Sitze am Tisch, trage T-Shirt, darüber Hemd und Sweatshirt. Meine Füße frieren, vergeblich wärme ich meine Hände an der Kaffeetasse. Es ist kalt, richtig kalt. Der Wächter trägt den ganzen Tag Wollmütze, die Katze jammert noch mehr als sonst. Ich mache mir ein Feuer im Kamin, es prasselt laut – und stinkt ein wenig, der Schornstein zieht schlecht. Bei all dem wird mir ganz winterlich zumute. Ob man auch in den Tropen, direkt auf dem Äquator, deutsche Wintergedichte genießen kann? Hier nun der – vermutlich erste – cross-klimatische Gedichte-Check der Welt.
Belagerungszustand
Die Vorfälle häufen sich, und es fällt mir schwer, an Zufall zu glauben. Tiere umzingeln unser Haus, wollen hinein, ans Essen, in die Wärme oder sind vielleicht einfach neugierig. Affe, Hauskatze und Ibisse arbeiten gemeinsam daran, unser Leben ein bisschen schwieriger zu machen, ein jedes nach seinen Talenten. Und mittlerweile bin ich sicher: Es ist ein Komplott.