Sommer, semantischer

Morgens begegnet mir immer ein Vermummter, und das direkt vor der Türe. Irgendwie unheimlich. Glücklicherweise grüßt er mich immer freundlich. Es ist der Tagwächter, der ab 6 Uhr in der Früh von seinem Stuhl aus das Grundstück sichert. Da es nachts hier sehr frisch ist, kleidet er sich wie ein Polarforscher mit Mütze, Schal, Mantel und Handschuhen. Heute morgen sah ich aber seinen kahlen Kopf in der Sonne glänzen. Da wusste ich: Es wird wieder wärmer.

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Die Kuchen-Krise

Früher hatte ich entspanntes Verhältnis zu Kuchen. Erst, so ab Kleinkindalter, aß ich sie gerne. Dann, ab mittlerem Erwachsenenalter, fing ich selbst zu backen an. Die Eigenproduktion von Teigwaren dieser Art führte sogar in eine kurze tiefenpsychologische Krise. Doch das ist nichts gegen die Krise, in der ich mich zurzeit befinde. Denn seitdem ich in Kenia bin, gelingen mir keine Kuchen mehr. Sie gehen einfach nicht mehr auf.

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Einfach ein bisschen Geld (2)

Ich muss also ins Gericht. Großes Bedauern auf allen Seiten. Die Expats, denen das noch nie passiert ist, gucken etwas unsicher. Die Kenianer, die das schon kennen, sagen entweder “pole sana”, was so etwas wie “Entschuldigung” oder “kuwa pole”, was “ganz ruhig bleiben” heißt. Das sei keine große Sache. Bin aber doch aufgeregt. Der Gerichtstermin ist laut dem Polizisten für acht Uhr angesetzt. Vorher ist aber noch eine Menge zu tun.

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Einfach ein bisschen Geld (1)

Es ist mal wieder soweit. Treue Leser dieses Blogs kennen die Geschichten schon, wie ich in Ghana eins ums andere Mal von der Polizei angehalten wurde. Danach immer großes Drama mit oskar-reifem Schauspiel. Lug und Trug auf beiden Seiten. Bisher war mir das in Kenia erspart geblieben. Heute also Premiere. Vorhang auf für ein neues Kapitel aus dem Ratgeber: Vom Umgang mit der Staatsgewalt in subtropischen Ländern.

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Kalte Pizza

Dienstag ist normalerweise ein ganz normaler Tag in Nairobi. Wenn ich nicht in die Innenstadt fahre, sondern mich durch die Vororte Richtung Shopping Mall schleiche, ist auch das Autofahren nicht besonders aufregend. Deshalb dachte ich mir nichts dabei, als ich am vergangenen Dienstagabend dorthin fuhr, um einzukaufen und mir für später eine Pizza mitzunehmen. Etwa einen Kilometer vor der Einfahrt zum Parkplatz musste ich unerwartet heftig auf die Bremse treten. Hier begann die Schlange der Wartenden.

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(Not really the) story of my life

Als First Lady fühle ich mich oft missverstanden, ja, bin schlapp, müde, ausgelaugt, irgendwie frustriert. Dennoch möchte ich mich mit den gewöhnlichen Sorgen einer Desperate Housewife nicht gemein machen. Auch deren Trost-Strategien, ein Quicky mit dem Pool-Boy beispielsweise, kommen für mich nicht in Frage. Wir haben gar keinen Pool. Doch dann las ich in einem Newsletter über ein Theaterstück in Nairobi. Und da dachte ich erst einmal: Du bist nicht allein.

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Die Angst fliegt mit

Es gibt echte Probleme und unechte. Über die echten brauche ich gar nicht weiter zu reden, die hat jeder, kennt jeder, und lustig sind sie meist auch nicht. Die Unechten hingegen können recht unterhaltsam sein. Zum Beispiel der Kauf eines neuen Koffers. Nachdem ich lange einen Stoffkoffer herumgeschleppt habe, wollte ich mit der Zeit gehen. Habe mir also diese Polycarbonat-Dinger gekauft, die sich von vorneherein anfühlen, als kämen sie direkt vom Recyclinghof. Dafür seien sie viel stabiler als die alten, hieß es.

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Ein starker Abgang

Irgendwo las ich unlängst, dass ein starker Schluss für eine gute Rede ebenso wichtig ist wie ein starker Einstieg. Der Mittelteil hingegen könne sich gerne etwas ziehen. Das kennt man auch von klassischer Musik. Wenn nach viel Gefiedel das Orchester noch einmal alles gibt, verlassen vom finalen Tusch tief bewegt alle mit klingelnden Ohren den Saal. Als ich in Frankfurt beim Abflug die Auslage eines Souvenirstandes betrachtete, fragte ich mich: Braucht eigentlich auch ein Land einen starken Abgang, wenn die Gäste wieder gehen?

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Wohnst Du schon oder diskutierst Du noch?

Dass es zwischen Kenia und Deutschland, oder, genereller gesagt, zwischen einem so genannten Entwicklungsland und einem Hochindustrieland gewisse Unterschiede gibt, ist bekannt. Für den Bummler zwischen den Welten ist es immer wieder spannend, zu beobachten, wann diese Unterschiede besonders krass zu Tage treten. Für mich überraschend, in der Rückschau aber irgendwie auch logisch, traf mich die Erkenntnis beim Besuch einer deutschen Ikea-Filiale wie der Schlag einer nassen Ramskär-Badematte mittens in Gesicht.

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Ausländer im Ausland

Schon Berthold Brecht soll es gewusst haben: Wir sind alle Ausländer – fast überall. In Nairobi, wenn ich in meinem Lieblingscafe sitze und um mich herum Vertreter von 30 Nationen ihren Cappucino schlürfen, sind wir alle gleich. Laufe ich auf der Straße, im Strom der Einheimischen, bin ich fremd. Und dieses Gefühl ist durchaus noch steigerungsfähig.

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